DIE REISEN

Europa - Polen - Danzig


           

DANZIG im September 2011

Nachdem wir im Frühjahr die polnische Ostseeküste von Swinemünde bis Stolpmünde besucht hatten,

bereisten wir nun die Küste von Scholpin bis Kahlberg (kurz vor der russischen Grenze). Ganz wesentliche Station dieser Reise war der Besuch von Danzig.

Zur Anreise nahmen wir die Fähre von Rostock-Warnemünde nach Gdingen (Finnlines). Die Fährfahrt braucht für die 273 Seemeilen von 16.30 bis 07.30 am nächsten Tag und verschlingt für 2 Personen einschließlich Kabine, Pkw-Transport und Abendbuffet wie auch Frühstück knapp 350 Euro. Dafür kann sich das Buffet wirklich sehen und schmecken lassen !

  

Unser 25 Jahre altes Benz-Schätzele im "Bauch der Finnlines EUROPALINK

Recht schnell nach der Abfahrt in Warnemünde wurde das gute Buffet eröffnet.

Nach der Ankunft in Gdingen fuhren wir zur dritten der DREISTADT - Zoppot

 

Die Seebrücke ob bei Regen oder Sonnenschein, auf jeden Fall muss ein Ticket sein !

Nach diesem Abstecher ging's in die größte der DREISTADT - Danzig. 

Unser erstes Ziel dort, die Westerplatte

Hier begann am 1.September 1939 der 2.Weltkrieg, als das eigentlich zu einem Flottenbesuch weilende Linienschiff Schleswig-Holstein das Feuer auf die polnische Garnison auf der Westerplatte eröffnete.

Bild : Bundesarchiv, DVM 10 Bild-23-63-47 / CC-BY-SA

 SMS Schleswig Holstein

wurde 1908 in Dienst gestellt und nahm im 1. Weltkrieg an der Skagerrakschlacht teil, im Mai 1917 wurde das Schiff desarmiert und aD gestellt. Als veraltetes Kriegsschiff wurde es Deutschland nach dem Versailler Vertrag belassen. So konnte es 1925/26 modernisiert werden und diente ab Februar 1926 als Flottenflaggschiff der Reichsmarine, erneuter Umbau 1927/28. Erst 1935 endete die Verwendung als Flottenflaggschiff, es erfolgte der Umbau zum Kadettenschulschiff. Nach dem Angriff auf die Westerplatte nahm die Schleswig-Holstein noch am Unternehmen Weserübung teil, der deutschen Invasion in Dänemark und Norwegen. Bis 1944 erfolgte dann wieder der Einsatz als Schulschiff. Im Dezember 1944 wurde die Schleswig-Holstein in Gotenhafen (Gdingen) durch Fliegerbomben getroffen und sank auf 12m Tiefe. Im März 1945 wurde das Schiff bei der Aufgabe von Gotenhafen gesprengt. Nach dem Krieg forderte die Sowjetunion das Schiff als Kriegsbeute. Es wurde abgedichtet und nach Tallin geschleppt und diente bis 1955 als Zielschiff. Bis heute liegt das Schiff vor der estnischen Insel Ordensholm auf Grund.

Zum Gedenken an den tapferen Kampf der polnischen Soldaten, die sich erst nach sechs Tagen der deutschen Übermacht ergaben, ist die Westerplatte heute als Park mit dem Ehrenmal angelegt.

Bild: Diether  Bild: H.Weinandt

Natürlich besuchten wir auch die beiden Danziger Leuchttürme, rechts Neufahrwasser, links Port Polnocny

  

Der Zeitball des Leuchtturms Neufahrwasser

ist auf dem linken Bild gut zu sehen. Er diente zum Abgleich der Chronometer auf den Schiffen im Hafen fällt er zur vollen Stunde 12:00 Uhr in seine unterste Position.  Dieses Signal wurde früher angewendet, um die Schiffsuhren mit Greenwich Time zu synchronisieren.
Ein telegraphisches Signal von der Königlichen Sternwarte Berlin löste jeden Tag um 12:00 Uhr den Fall des Zeitballs auf dem Leuchtturm Danzig-Neufahrwasser aus. Heute geschieht das per Funk und im Rahmen seiner Funktion als Leuchtturm Museum.

Auf der Fahrt vom Leuchtturm Neufahrwasser in die Danziger Altstadt kamen wir dann noch am neuen Fußballstadion für die EM 2012 vorbei

Wie ein riesengroßer Bernstein.....und wir fuhren von der Moderne zum historischen Stadtkern mit dem weltberühmten Kranentor an der Mottlau

So schön ist Danzig nach den Zerstörungen des 2.Weltkriegs wieder aufgebaut worden ! 1945 sah es so aus :

Danzigs Zerstörung 1945

Bis Ende 1944 war Danzig von schweren Zerstörungen verschont geblieben, obwohl es auch wegen der Werften gelegentliche Luftangriffe gab. Eine derart systematische Zerstörung wie sie Berlin, Hamburg, Dresden.....erleiden mussten, war bis zu diesem Zeitpunkt ausgeblieben. Erst im Frühjahr 1945 begannen britische Bomberverbände ihre vernichtenden Angriffe, bei denen ca. 30 % des Altstadtbestandes zerstört wurden. Den "Rest" (bis zu einer 90% Zertsörung) besorgten dann die einfallenden Russen durch Plünderung und Brandschatzung. Die Bilder oben zeigen, was danach übrig geblieben ist. Um so bewundernswerter ist die Leistung der Polen, dieses Juwel annähernd historisch wieder aufzubauen, an einigen Gebäuden geschieht dies bis heute.

Unser Stadtrundgang konzentrierte sich auf den Bereich der Rechtstadt, dem eigentlichen historischen Stadtkerns Danzig. In Abgrenzung dazu besteht die Altstadt, das frühere Zentrum der Handwerker und Fischer. Der Begriff Rechtstadt gründet sich auf  "rechte" (richtige) Stadt. Er hat nichts mit der Richtungsbezeichnung oder dem Recht zu tun.

Wir betreten den Stadtkern - Langer Markt - durch das Grüne Tor, erbaut bis 1568 und als Stadtresidenz des polnischen Königs vorgesehen. Als solche jedoch nie genutzt. Seinen Namen bekam es von der ehemals grün gestrichenen Fassade.

     

Interessante und kunstvolle Fassaden und Eingangsportale zieren viele Gebäude

 

Die königliche Kapelle (links) entstand 1681, gespendet vom polnischen König als katholisches Gotteshaus, weil die im Hintergrund sichtbare Marienkirche den Protestanten vorbehalten war. Die Plastiken des Bauwerks stammen von Andreas Schlüter.  Rechts der Blick über den langen Markt mit dem Rathaus.

 

Links der Neptunsbrunnen von 1633, vor Rathaus und Artushof, auf dem Kohlmarkt eine Oldtimer-Busausstellung

  

Bild: MP 

Das Rathaus hat seinen Ursprung bereits 1327, der Turm kam 1488 hinzu und er beherbergt ein 14-stimmiges Glockenspiel. Der heute zu sehende Innenausbau stammt aus der Zeit um 1600, wichtige Teile davon sind während des 2.Weltkrieges ausgelagert worden, sie entgingen so der Vernichtung. Der Wiederaufbau des 1945 fast gänzlich zerstörten Rathauses dauerte bis 1970. Das Prunkstück ist der Rote Saal, hier zu sehen im Original und nach der Wiederherstellung (in Farbe)

    

An den Langen Markt schließt sich die Langgasse mit Blick aufs Goldene Tor und den Stockturm an. Das Goldene Tor wurde 1614 fertiggestellt, im WKII zerstört und 1957 wiederaufgebaut. Der Stockturm, auch Kerkerturm, errichtet um 1380 und mehrfach aufgestockt, diente lange Zeit als Gefängnis, heute beherbergt er das Bernsteinmuseum.

Links neben dem Goldenen Tor der Hof der St.Georgs Schützenbruderschaft von 1494. Die äußerst elitäre Bruderschaft wurde 1411 gegründet und bestand bis 1798, längst nicht jeder konnte hier Mitglied werden. Den Turm ziert ein bekanntes Wahrzeichen, der Heilige Georg als biblischer Drachentöter.

 

Das Grosse Zeughaus von 1690, einst das Waffenarsenal der Stadt, hier in Vorder- und Rückansicht.

 

Danzigs eindrucksvolle und herrlich restaurierte Markthalle, die Dominikhalle. Der Name erinnert an das Dominikanerkloster, welches früher an dieser Stelle stand.

Unser letzter Besuchspunkt war die Leninwerft und das Solidarnosc-Denkmal

Das Denkmal auf dem Vorplatz der Leninwerft erinnert an die vielen getöteten streikenden Werftarbeiter anlässlich eines Ausstandes 1970. Gleichzeitig ist es natürlich auch ein Symbol für den erfolgreichen Widerstand der Werftarbeiter gegen das politische System und den Erfolg iherer Gewerkschaft.